Saterfriesisches Wörterbuch
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nät

1. nett, gefällig. 2. gerade, eben: 2.1 dät kon iek nät so goud as du : das kann ich ebenso gut wie du. 2.2 die Postloper is nät kemen : der Briefträger ist gerade gekommen.

Nät, -te, dät

1. (Fischerei) Schleppnetz, Zugnetz. Netz um das Gedärm eines Tieres: dät Nät uum do Tíerme fon dät Swien : das Netz um das Gedärm des Schweins. 3. Kleiderschutz am Damenrad.

anhongje

1. anhängen. hie häd noch n poor Púundstukke an dät Nät anhonged : er hat noch ein paar Gewichte an das Netz angehängt. 2. jemanden verleumden; jemandem etwas Böses zuschreiben: hie wol mie jädden wät anhongje : er möchte mich gerne verleumden.

ticht(e)

1. eng zusammengefügt mit kleinen Zwischenräumen: 1.1 n ticht Nät : ein dichtes Netz. 1.2 du skääst do Stene nit so ticht läze : du sollst die Steine nicht so eng zusammengefügt legen. 2. ganz nahe: 2.1 tichte bie t Húus : sehr nahe beim Haus. 2.2 tichte bie n Púund : beinahe ein Pfund schwer. 2.3 dät Klood is tichte bie swot/swoot : das Kleid ist beinahe schwarz. 3. undurchlässig: die Ommer is noch ticht : der Eimer ist noch undurchlässig. 4. verschwiegen: hie is ticht: er sagt nichts. 5. geschlossen: n tichte Kuutse: eine geschlossene Kutsche.

nattüürdelk

1. natürlich. 2. ungezwungen: ook wan hie die Biskup is, gungt hie heel nattüürdelk mäd eenfache Ljude ume : obwohl er der Bischof ist, geht er ganz ungezwungen mit einfachen Leuten um.

Nätken

Antonia.

Hieputoaten , do

Naturalien: hie kreeg fjauer Rieksdoaler un ook noch Fat un Meel as Hieputoaten : er erhielt vier Reichsthaler und auch noch Fett und Mehl als Naturalien. [hd. Deputat: Sachleistung]

liekuutwäg

1. natürlich, einfach. 2. offenherzig, ehrlich, direkt. 3. geradeswegs, ohne Umschweife; rundheraus, gerade heraus; unverblümt: dät häd hie mie liekuut kweden : das hat er mir geradeheraus gesagt.

Nattúur , die

1. Natur: uur dän Nattúur : übernatürlich, unbegreiflich. 2. Charakter, Wesen; Veranlagung des Gemüts: 2.1 hie häd n gouden Nattúur : er hat ein gutes Wesen. 2.2 dät died iek juun min Nattúur : das tat ich wider Willen, gegen besseres Wissen. 2.3 ju häd n ljovelken Nattúur : sie ist eine liebenswürdige, umgängliche Person. Stimmung: nu rakt et n uur Natúur : jetzt gibt es eine bessere, fröhlichere Stimmung. 4. körperliche Veranlangung: hie häd n íerzenen Nattúur : er ist sehr kräftig, widerstandsfähig.

Toachte, -n, ju

1. kleiner Fluss; natürlicher Wasserlauf in einem unbebauten Feld. 2. breiter Entwässerungsgraben, Zuggraben.

Nätbüdel, -e, die

Einkaufsnetz.

Nättigaid, ju

Nettigkeit, Gefälligkeit.

Natsarener, -e, die

Schimpfname für einen Einwohner von Scharrel.

Natsareet, dät

Schimpfname für Scharrel.

Nätjuke, -n, ju

Netzflügel.

Wíendstriepen, do

1. Zirruswolken; leichte, längliche Wolken, die gutes Wetter mit viel Wind vorhersagen. 2. natürliche Schneisen im Moor, die dem Wind ausgesetzt sind. [engl. mare’s tails ]

eenfach

1. nicht schwierig; leicht durchführbar. 2. natürlich; bescheiden, anspruchslos: 2.1 dät sunt heel eenfache Ljudene : das sind ganz bescheidene Menschen. 2.2 eenfach so : willkürlich; ohne einen Grund anzugeben: hie died dät eenfach so : er tat das ohne einen Grund anzugeben. 2.3 eenfach wäg : einfach, volkstümlich; nicht eingebildet: hie is wäil n studíerden Käärdel, man hie is daach eenfach wäg : er ist wohl ein Akademiker, aber er ist doch nicht eingebildet.

Piepe, -n, ju

1. Pfeife: hie krigt ju Püpe nit koold: er raucht ununterbrochen Pfeife.. 2. Wasserleitung. 3. Rinne; schmaler, natürlicher Wasserlauf, auch als Flurname. 4. Halm: 4.1 n Piepe Sträi: ein Strohhalm. 4.2 do Bäiste häbe so n Smoacht, dät jo do lääste Piepen Sträi unner sik wägfrete: die Kühe haben solchen Hunger, dass sie die letzten Strohhalme unter sich wegfressen. 5. Ausguss an einer Teeoder Kaffeekanne. 6. Rohr, vor allem Ofenrohr ( Ougendpiepe ). 7. rohrförmiger Knochen. 8. Tabakspfeife: stenene Piepe: Tonpfeife. 9. Hosenbein (Buksepiepe). → Püpe

wildäge

1. ohne Weiteres; wirklich: dät koast du wildäge leeuwe : das kannst du ohne Weiteres glauben. 2. selbstverständlich, natürlich: dät moast du wildäge sälven/säärm undskede : das musst du selbstverständlich selbst entscheiden. 3. ganz und gar: wildage nit! : ganz und gar nicht! 4. mit Sicherheit, ganz gewiss: dät is wildäge ju gjuchte Ontwoud : das ist mit Sicherheit die richtige Antwort.

Lound, dät

1. Land im Gegensatz zur See: 1.1 an Lound blieuwe: an Land bleiben; nicht mehr zur See fahren. 1.2 ap t Lound: auf dem Lande. 1.3 nu häbe iek liek Lound: jetzt bin ich schuldenfrei; ohne andere Belastungen oder Verpflichtungen. 1.4 nu sunt wie liek Lound : jetzt sind wir quitt. 2. kultivierbares Land; Ackerboden: 2.1 n Búur dúurt sien Lound nit ferwoarloozje : ein Bauer darf seine Äcker nicht verkommen lassen. 2.2 uur Lound un Ljude drege/brange : an die große Glocke hängen, hinausposaunen. 3. Weide, Weideland: do Bäiste wollen bie dusse Druugte nit in t Lound blieuwe : die Kühe wollen bei dieser Trockenheit nicht auf der Weide bleiben. 4. das Land als Wohnort eines Volkes; Nation. 5. Ländereien, Grundbesitz: wie häbe Lound un Pound fon uus Bääsjebabe äärved : wir haben Ländereien von unserem Großvater geerbt. 6. ländliche Region im Gegensatz zur Stadt: as hie aller wude, look hie ap t Lound : als er älter wurde, zog er aufs Land. 7. Gegend, Region: hier tou Lounde wädt dät Brood noch säärm boaken : in dieser Region backen die Leute immer noch ihr Brot selbst.

Pingsttäisdai, die

Pfingstdienstag, der Nationalfeiertag der Friesen.

Riede, -n, ju

1. kleiner Graben. 2. kleiner natürlicher Wasserlauf oder Bach. 3. schwimmendes Moor.

Treed, do Trede, die

1. Fußtritt: 1.1 ju hied him n Treed in de Moarze roat: sie hatte ihm einen Tritt in den Hintern gegeben. 1.2 hie häd n Treed kríegen: er ist verstoßen worden. 1.3 hie is naan Treed wäid: er ist keinen Schuss Pulver wert. 2. Schritt, Tritt als natürliches Längenmaß von ungefähr einem Meter; die Länge eines Schrittes: 2.1 dät Pound waas tríetig Treed loang un fjautig Treed breed : die Parzelle war dreißig Meter lang und vierzig Meter breit. 2.2 Treed hoolde : im Gleichschritt laufen. 2.3 n skeeuwen Treed dwo : einen Fehltritt begehen. 2.4 in Treed blieuwe : im Gleichschritt bleiben. 2.5 jo moakje naan twäärsen Treed, uum dän Säk Boukete tou hoaljen : sie machen keinen verqueren Schritt (geben sich keine Mühe), um den Sack Buchweizen zu holen. 2.6 n Treed in de Gjuchte gunge : einen Umweg abschneiden; quer oder schräg durch/über das Gelände laufen. 2.7 Treed foar Treed : Schritt für Schritt. 3. kurze Entfernung: fon hier uut is dät man n Treed : von hier aus ist das nur eine kurze Entfernung, nur ein paar Schritte. 4. mürrisch, verdrießlich: ju kikt aaltied so twäärs : sie guckt immer so mürrisch (engl. cross). 5. seitwärts: twäärs lope : seitwärts laufen. [gron. twaars (anscheinend friesischer Rest)]

doodstil

1. totenstill, mäuschenstill. windstill; still in der Natur, sodass Geräusche weithin fortgetragen werden.

Húus, do Húze, dät

1. Haus: 1.1 wie häbe Húus bie Húus dät Bäiden soacht: wir haben von Haus zu Haus das Kind gesucht. 1.2 hie häd Húus un Ho(a)f ferspíeld: er hat Haus und Hof (seinen ganzen Besitz) verspielt. 1.3 wie wieren aal in Húus: wir waren alle zu Hause. 1.4 Húus ap dän Boolke, Ladere in dän Sood: Haus auf dem Dachboden, Leiter im Brunnen. (Teil einer Hochzeitseinladung, die zur völligen Absicherung des Hausrats auffordert, damit alle Familienmitglieder zur Hochzeit gehen können.) 1.5 epen Húus: historisches saterfriesisches Bauernhaus ohne Schornstein. 1.6 fon Húus uut: 1.6.1 von der Familie her. 1.6.2 eigentlich, ursprünglich. 1.6.3 seit jeher; von Natur aus. 1.7 in Húus : zu Hause. 1.8 ätter Húus wai fíere : nach Hause fahren. 1.9 bie do Húze lope : 1.9.1 von Haus zu Haus laufen. 1.9.2 hausieren gehen. 1.10 bie + mie, die, him/hier, uus, jou, him + in Húus : in meiner, deiner, seiner, ihrer, unserer, eurer, ihrer Familie. 1.11 aan dät Húus ferbjode : jemanden aus dem Hause verbannen; jemandem Hausverbot erteilen. 1.12 deer lapt aan bie him uum t Húus tou : es läuft jemand bei ihm ums Haus herum (= er hat nicht alle Tassen im Schrank). 1.13 hie gungt mäd Were bie do Húze : er hausiert. 1.14 hie häd mie dät Húus tou litjet moaked : er hat spektakelt, viel Aufhebens gemacht. 1.15 wie genen bie do Húze bieloangs : wir gingen von Haus zu Haus. 1.16 ju häd wät in Húus broacht : sie hat ein uneheliches Kind geboren. 1.17 et is beter in n oold Húus as buppe ap n näi : es ist besser in einem alten Haus als oben auf einem neuen. 18. siet ju kroank is, is ju an t Húus búunden : seit sie krank ist, ist sie ans Haus gebunden. 1.19 tou t Húus uut! : raus aus dem Haus! 1.20 wier kumt hie uut Húus? : 1.20.1 wo kommt er her? 1.20.2 aus welcher Familie stammt er? 1.21 n Bäiden uut Húus seende : ein Kind aus dem Hause schicken, damit es seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten kann. 1.22 hie häd n Húus ful Bäidene : er hat ein Haus voller Kinder. 2. Gebärmutter der Kuh. 3. Öhr einer Axt oder eines Beils. 4. Schaufeltülle. 5. Axthaube.